oder: Die vier guten Geister der Weihnacht

Und so trug es sich zu, dass am ersten Weihnachtstage der kleine Knabe Karlo fröstelnd durch die Straßen irrte und sich dachte, "Ach, wie wäre ich gerne im Warmen. Es muss garnicht sauber sein oder gut riechen, nur dass mir der Schnee nicht mehr so arg auf mein armes Köpfchen fällt." Und siehe da, er griff in seine Tasche und fand dort einen Schlüssel - DEN EINEN SCHLÜSSEL, sie alle zu finden in den Probenraum zu treiben und für immer zu binden. Und so sollte es geschehen. Doch just als er es sich im Probenraum gemütlich gemacht hatte und anfing, auf seinem Schlagzeug ein paar weihnachtliche Weisen anzustimmen, da geschah es, dass vor der Tür ein paar terroristische Grinche sich daran machten, dem armen Knaben das Weihnachtsfest so recht zu vergällen. In ihrer Bosheit türmten sie alte Fahrradreifen haushoch vor dem Eingang, so dass Karlo die Tür nicht mehr zu öffnen vermochte, so sehr er auch pustete, drückte und vor Wut schnaubte.

Und so wäre Karlo dort unten sicher verhungert oder verdurstet, hätte es sich nicht zugetragen, dass es den guten Weihnachtsgeist Andre auf der Suche nach etwas weihnachtlichen Spezereien zum Probenraum getrieben hatte. "Ui ui ui, welch garstig Volk hat hier diesen üblen Haufen gemacht?", dachte er sich, als er den armen Karlo im Inneren jammern hörte. Aber er klagte nicht lange, sondern machte sich geschwind daran, den ganzen Schlamassel zu beseitigen, und pfiff dabei ein lustig' Lied. Doch, ach, bald schon wurden seine kleinen Fingerchen kalt, und erst als er mehrere Erfrierungen dritten Grades hatte, hörte er auf zu pfeiffen, und dann, als die ersten gefrorenen Finger abfielen, hörte er auf, die Tür freizuräumen. "Oh oh," dachte er sich, "ich brauche dringend Hilfe!"

Zur selben Zeit trug es sich zu, dass im Gute - Weihnachtsgeister - Hauptquartier das Weihnachsfest so richtig deftig begangen wurde, mit Fernsehn, Gebäck und allem was sonst noch dazu gehörte. "Hui, wer mag das wohl sein?", dachten sich die guten Geister, als plötzlich die Türklingel schellte. Wie sich der geneigte Leser vielleicht schon denken kann, war es der treuherzige Andre, der sofort von der bösen Falle erzählte, in der sich der Knabe Karlo befand. Natürlich zögerten die guten Geister keine Sekunde, und lachten erstmal ein paar Stunden bei ein paar Tassen warmen Kaffee über Karlos Missgeschick. Und erst als langweilig wurde, so herzhaft zu lachen, sagten sie sich: "Tja, was soll man machen. Gehen wir doch mal hin."

Und siehe da, Karlo war erstaunlicherweise immer noch in seinem dunklen Gefängnis und jammerte, dass es den guten Geistern so recht traurig um's Herz wurde. Und da fasste sich der gute Geist Thomas ein Herz, und begann die Reifen wegzuwirbeln, dass es nur so eine Freude war. Er hatte Hände aus Stahl, denen der Frost offensichtlich nichts anhaben konnte. Der gute Geist Maria half, indem sie durch ihr Kichern Karlo und die anderen Geister erfreute, und der gute Geist Eike machte Fotos, damit auch alle anderen was zu lachen haben. Und schon wenige Minuten später war Karlo befreit, und alle fielen sich in die Arme und fühlten wie nie zuvor den Geist der Weihnacht.

Tja, so war das. Und die Moral von Geschicht': auch mit Gummi kann das echte Gefühl aufkommen. Oder so.